Mit dem 20 Jahre alten Opel durch die Alpen

20Jahre hat mein alter Opel Astra bereits auf den Rädern, als ich für eine Rundreise durch die Schweiz aufbreche. Baujahr 1997, 65 PS und noch kaum Rost am Fahrgestell. Knapp 1500 Kilometer liegen vor uns, fünf  Alpenpässe und mehr als 2000 Meter Höhenunterschied. Das packt meine „Astrid“, so wie einige Freunde mein Auto liebevoll nennen, doch mit links!

Gesagt getan: Das Auto voll beladen mit Zelt und Campingausrüstung geht es erstmal Richtung Bodensee. Von dort aus geht es dann auf der „Grand Tour of Switzerland“ weiter, die vorbei an den kulturellen  Höhepunkten der Schweiz führt und die überraschende Vielfalt unseres kleinen Nachbarlandes zeigt. Durch das Appenzellerland geht es bis an die Grenze zu Lichtenstein. Bis dahin verläuft die Fahrt sehr entspannt  durch die Schweizer Almlandschaft. Dann der erste Pass: Die Flüelastraße führt durch eine karge, fast baumlose Landschaft bis zur Passhöhe auf 2383 Meter. Die Straße verläuft in engen Serpentinen nach oben. Mit  40 km/h geht es langsam voran. Da hat mein Opel ganz schön zu kämpfen. Der erste Pass, der Motor dröhnt, und ich schaue der Passhöhe ängstlich entgegen. Die beeindruckende Aussicht auf das umliegende Gebirge und schneebedeckte Gipfel entschädigt zwar, aber ich bin erleichtert, als ich endlich oben ankomme.

opelmatterhornDen Berg hinunter und bis nach St. Moritz läuft es dann fast von selbst. St. Moritz liegt malerisch in einer Berglandschaft am Fuße des Julierpasses. Dort geht es am nächsten Tag bis auf eine Höhe von 2284 Meter. Nach einem kurzen Stopp bei der Viamala-Schlucht steht auch schon der nächste Pass auf dem Programm. Der St. Bernadino ist mit 2066 Meter zwar nicht so hoch gelegen wie die anderen Pässe, schlängelt sich aber mit 77 Kehren den Berg hinauf und hinunter. Die Strecke lohnt sich auf jeden Fall, und die Passhöhe lädt zu einer Rast an den herrlichen Bergseen ein.

Richtung Lago Maggiore, dem tiefsten Punkt der „Gran Tour“, rollt mein Astra dann gelassen den Berg hinunter, und auch meine Anspannung fällt für diesen Tag wieder ab. Spannend wird dann der nächste Abschnitt: über zwei Pässe vom tiefsten Punkt der Tour zum Höchsten!

Zuerst geht es über altes Kopfsteinpflaster mit brummendem Motor über den St. Gotthard Pass. Auf der Passhöhe mit 2091 Meter liegt im Juni sogar noch Schnee. Dann die nächste Herausforderung: der Furkapass  mit mehr als 1000 Höhenmetern. Dort ist auch die Abfahrt abenteuerlich. Acht 180-Grad-Kurven führen wie enge Haarnadeln wieder nach unten – hoffentlich halten das die Bremsen durch! Der nächste Abschnitt führt dann mit einem Abstecher zum großen Aletschgletscher in Richtung Matterhorn. Dort bleibt mein Opel stehen, und es wird gewandert! Der 5-Seenweg bietet eine herrliche Aussicht auf die Bergriesen, und das Matterhorn spiegelt sich wie gemalt in den Bergseen.

Über Sion geht es dann an den Genfersee.Die alpine Landschaft verschwindet langsam im Rückspiegel. Die Fahrt verläuft wieder entspannt – für mich und auch für meinen Opel! Nächstes Ziel: Lauterbrunnen mit  seinen herrlichen Wasserfällen, die schroffe Steilwände hinunter rauschen. Über Luzern und mit einem Stopp am Vierwaldstädter See endet schließlich die Reise.

Mein Fazit: Die Schweiz eignet sich hervorragend für einen Roadtrip. Als Nachbarland wird sie als Reiseziel oftmals vernachlässigt. Trotz der kleinen Fläche hat die Landschaft aber einiges zu bieten: steile Alpenpässe,  der größte Gletscher der Alpen, imposante Seen und Städte. Und noch ein Vorteil: Man kann von Deutschland aus bequem mit dem Auto anreisen. Übrigens: Den Oldtimer-Status hat mein Opel leider nicht mehr  erreicht. Knapp ein Jahr später waren die Bremsen endgültig durch – und das Getriebe auch.

Die „Gran Tour of Switzerland”

1600 km
4 Sprachregionen
5 Alpenpässe
11 Unesco-Weltkulturstätten
22 Seen
Beste Reisezeit: April bis Oktober
Empfohlene Reisedauer:
mindestens 7 Tage

Von Carolin Acker, Fotos: Carolin Acker

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