Der Beauty-Boost: Von Null auf 100 in drei Wochen

"Lasst mich doch in Ruhe mit dem ganzen Beauty-Kram" - ein Satz, den unsere Autorin Katharina hätte sagen können. Die perfekte Testperson also: Drei Wochen, neun Pflegeprodukte, ein Stimmungswechsel.

boostkathaAls ich meine ersten Pickel bekam, habe ich das hingenommen: Dachte im Stillen: Wer als Teenie fettige Haut hat, der kriegt halt später keine Falten. Ist doch logisch und gerecht. Mehr als 20 Jahre später habe ich noch immer unreine Haut und bekomme jetzt meine ersten, absolut unlogischen Falten. Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten alle Produkte, die es gibt, ausprobiert (ich schwöre), ein Wundermittel war nicht dabei. Obwohl mir das die Kosmetikindustrie doch immer wieder so glaubwürdig verkaufen wollte. Mittlerweile benutze ich, was mir in die Finger kommt, wasche mein Gesicht manchmal nur mit Wasser und verweigere die Creme, die mir sowieso nicht hilft. Klingt traurig, nicht wahr?

Und mit dem Themenplan kam die Wendung in dieser unattraktiven Erzählung:

„Du machst den Beauty-Boost, toll oder?
„Was bitteschön mach ich?
„Na einen Produkttest, so von Kopf bis Fuß“,
Glückwunsch!
„?!“

Nach anfänglicher Ratlosigkeit, fiel bei mir der Groschen. Natürlich macht so ein Selbstversuch keinen Sinn bei wunderschönen, makellosen, jungen Damen, die bei uns im Verlagshaus zuhauf rumlaufen. Null Herausforderung für die Beauty-Branche. Da muss schon ein Härtefall ran. Und ein misstrauischer obendrein. Denn eigentlich weiß ich, dass Lug, Trug und Wunschdenken die besten Inhaltsstoffe der Kosmetikindustrie sind. Unsere Testprodukte haben drei Wochen Zeit, mich vom Gegenteil zu überzeugen.

Nach einer professionellen Analyse wusste ich zumindest eines ganz sicher: Wie meine Gesichtshaut stark vergrößert aussieht. Nicht schön, kann ich Ihnen sagen. Eher wie der Boden im Death Valley. „Ihre Haut hat ein starkes Feuchtigkeitsdefizit“, offenbarte mir Uta Lennartz von Reviderm Skinmedics in Marburg. Das war mir neu – erklärte aber einiges. „Die  Trockenheit sorgt auch dafür, dass die Hauterneuerung nicht richtig funktionieren kann“. Vereinfacht: Die obere, verhornte Hautschicht wirkt wie eine Sperre, Nährstoffe und Feuchtigkeit können nicht richtig in die Haut eindringen, Stoffwechselprodukte, Talg und alte Zellen können nicht ungehindert abtransportiert werden. So entstehen auch Unreinheiten, Entzündungen und Milien. Die richtige Reinigung und die anschließende Versorgung mit Feuchtigkeit sollen Abhilfe schaffen.

Ich habe also eine wichtige Erkenntnis aus der Analyse mitgenommen: Ohne auch nur ein Produkt ausprobiert zu haben, bin ich nach den hässlichen Bildern und logischen Erklärungen sicher, dass mir eine regelmäßige Pflegeroutine helfen wird. Und da ist es schon: das Wunschdenken. Und meine ersten Testkandidaten sind die gentle cleansing milk, der ph-balancer und die die hydro infusion Creme.

Die Drillinge von Reviderm bilden meine Gesichts-Basispflege. Das ist aber natürlich noch nicht alles, denn wie ich mir von den erwähnten Schönheits-Experten unseres Verlagshauses habe versichern lassen, BRAUCHT FRAU EIN SERUM. Und woran kommt man einfach nicht vorbei? An Hyaluronsäure: Meine Wahl fällt auf ein Produkt der noch jungen Marke „The Ordinary“. boostpeeling2Die Hersteller haben sich insbesondere Integrität auf die Fahnen geschrieben. Serum und Co. kommen in minimalistischen Pipettenfläschchen, Tuben oder Tigeln daher, und sind meist auf ein bis zwei Wirkstoffe reduziert. Mein Fläschchen enthält 2 Prozent reine Hyaluronsäure, beziehungsweise „zwei Arten von Hyaluronsäure in drei verschiedenen  Molekulargrößen mit Vitamin B5, um eine dauerhafte Hydration und ein sichtbares Aufpolstern der Haut auf allen Ebenen zu gewährleisten.“ Ich freue mich darauf.

Außerdem komme ich nicht an dem blutroten Säurepeeling mit AHA (30%) und BHA (2%) vorbei. Denn Rubbel-Peelings sollten nicht nur wegen des oft verwendeten Mikroplastiks der  Vergangenheit angehören – wer mal ein bisschen zu fest schmirgelt, riskiert kleine Verletzungen der Haut, wie mir Uta Lennartz erklärt. Für sonnen-, chlor- und stylinggeplagtes Haar kommt wieder das große H zum Zug. Shampoo und Conditioner mit Hyaluronsäure werden von immer mehr Anbietern beworben. Aber ist was dran? Wir setzen auf die Qualität vom Haarpflegeprofi Alcina.

Fehlen noch Körper und Füße. Die Neutrogena Visibly Renew Bodymilk enthält Mineralien, die stimulierend auf die Collagenproduktion wirken sollen. Außerdem werde die Haut  langanhaltend mit Feuchtigkeit versorgt. Das Werbe-Versprechen: straffere Haut in zehn Tagen …

Um die Füße nach sommerlichen Strapazen intensiv zu pflegen, rät die Fußpflegerin zu Produkten mit viel Urea. Harnstoff bindet Feuchtigkeit und wirkt hornablösend. Ein Cremeschaum von Callusan kommt in den Warenkorb.

Das Team ist komplett. Ich lasse die Spiele beginnen …


Reviderm-Serie

Reviderm setzt auf cleane, weiße beziehungsweise hellgraue Spender bei allen Produkten. Reinigungsmilch, Tonic und Creme duften sehr angenehm, nach dem Auftragen fühlt sich die Haut kühl kribbelnd und erfrischt an. Nett. In den ersten Tagen glänze ich noch ziemlich, aber das lässt ab Woche zwei stark nach.

Hyaluron, Peeling

horrorkathaDie Anwendung ist easy, das Hyaluronserum etwas dickflüssiger, das macht das Auftragen leichter. Im Netz gab es von ein paar Anwendern Abzüge, weil das Serum wieder abpellen würde. Das ist mir nur einmal passiert, als ich es zwischendurch ohne anschließende Creme benutzt habe. Und was soll ich sagen? Ich kann die Wirkung nicht leugnen, Trockenheitsfältchen auf der Stirn und an den Augen sind feiner geworden – und dank des aufplusternden Sofort-Effektes zeitweise ganz verschwunden. Ich bin überrascht.

Fast so sehr, wie beim ersten Nutzen des Säurepeelings. Sieht aus wie im Horrorfilm. Das Peeling darf zweimal pro Woche für jeweils maximal zehn Minuten aufgetragen werden. Außerdem solte es auschließlich in den lichtarmen Monaten zur Anwendung kommen, da die hohe Säurekonzentration in Verbindung mit Sonneneinstrahlung leicht zu Pigmentstörungen führen kann. Gepeelte Haut ist auch viel anfälliger für Sonnenbrand. Es pritzelt schon etwas, beim Abwaschen sollte es BITTE NICHT in die Augen geraten. Aber danach fühlt sich die Haut wirklich weich an. Ziemlich weich …


Haarpflege

Ich habe eigentlich recht dickes Haar, Shampoo und Spülung scheinen es noch etwas mehr aufzuplustern. Und das gefällt mir nicht. Ansonsten bin ich mit weitaus günstigeren  Varianten aus dem Drogeriemarkt genauso zufrieden. Ich habe heute also leider kein Foto für das Duo von Alcina. Meine Kollegin mit feinerem Haar wird sich aber vielleicht darüber freuen.

boostmilkBodylotion

Ich muss gestehen, dass ich es einfach nicht schaffe, mich morgens und abends komplett einzucremen. Und deswegen gebe ich zu, dass ich das Produkt nicht laut  Herstellerempfehlung benutzt habe. Morgens reichte mir vollkommen. Die Haut fühlt sich gut an, der Duft ist dezent und die Lotion zieht schnell ein – es gibt also kein lästiges Geschmiere oder fettige Flecken auf Seiden-Shirts. Ob ich straffere Haut bekommen habe? Ich glaube nicht. Mein Mann sagt: „Ja“. Er will keinen Streit. Ist aber auch egal, denn als solide Herbst-Pflege taugt die Lotion allemal.

Callusan-Schaum

Er riecht nach nichts, zieht sofort ein, die Füße werden superweich. Nach ein paar Tagen merkt man es erst richtig – der Schaum hält, was er verspricht. Daumen hoch.

Und am Ende ...

... muss ich – leicht zähneknirschend – gestehen, dass mir der Boost gefallen hat. Die Produkte von Reviderm und The Ordinary dürfen defi nitiv auf meinem Regal stehen bleiben, auch der Schaum von Callusan bekommt ein Sternchen. Meine Haut fühlt sich richtig gut an – von innen und von außen. Ich muss immer wieder darüber streicheln. Wenn Sie also in den nächsten Tagen sehen, wie ich geistesabwesend die Hand zum Gesicht führe, machen Sie sich keine Sorgen! Das sind nur Nebenwirkungen...

Info: Pflege im Herbst

Im Herbst ist es an der Zeit, die Reserven wieder aufzufüllen. Nach dem Sommer brauchen wir also eine Extra portion Feuchtigkeit: Sonne, Hitze, Chlor- oder Meerwasser haben an Haut und Haar gezehrt und mit Beginn der kühleren Tage trocknen die Temperaturschwankungen und die Heizungsluft zusätzlich aus. Die Produkte müssen natürlich auf den Hauttyp abgestimmt sein – und wenn es um gute Durchfeuchtung geht, dürfen wir die Flüssigkeitszufuhr von innen nicht vergessen. Etwa zwei Liter Wasser, ungesüßter Tee oder  Fruchtsaftschorle sollten es schon sein. Was das Wasser von außen angeht, ist weniger mehr. Lieber kurz und nicht zu heiß duschen.

Von Katharina Stenner
Fotos: Dr. Günter Körtner, mr//media, Adobe Stock: © morkdam/Hersteller

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