„Gemeinsam kriegen wir was auf die Kette“

3.800 Kilometer fahren sie durch ganz Deutschland: Bereits zum elften Mal setzen diesen Sommer hunderte Menschen mit und ohne Depressionserfahrung im Rahmen der MUT-TOUR ein Zeichen für mehr Offenheit, Wissen und Mut im Umgang mit psychischen Erkrankungen.

Der Himmel ist grau, es nieselt. Drei bepackte Tandems treffen am Lahntor in Marburg ein. Ralf Klose, Sigrid Teh, Dominique Seeger, Swantje Wurps, Amar Heuvel und Torsten Domesle tauschen den Fahrradsattel kurz gegen einen Stuhl im Café, der hr ist schon vor Ort, auch der hessische Rundfunk hat einen Interviewtermin. Denn darum geht es bei der MUT-TOUR: Öffentlichkeit schaffen, mit Tabus brechen und immer wieder - reden. Miteinander, mit den Menschen aus der Umgebung und mit den Medien. „Der offene Umgang mit dem Thema Depressionen und psychische Erkrankungen ist einfach immens wichtig“, weiß Ralf, der Tourleiter. „Unser Rat an Betroffene und Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung ist: ,Informiert Euch gut.‘ Ärzte, Therapeuten oder auch Selbsthilfegruppen können Fragen beantworten und Hilfestellungen geben.“

Ralf Sigrid

Teilnehmerin Sigrid und Tourleiter Ralf

Das denkt auch die Tour-Teilnehmerin Sigrid. „Natürlich ist jeder Mensch unterschiedlich. Ich selbst konnte meine Veränderung damals gar nicht richtig einordnen. Als es mir immer schlechter ging, dachte ich, es käme vielleicht vom Stress. An eine Depression habe ich zunächst nicht gedacht.“ Weil auch sie davon überzeugt ist, dass eine offener Umgang mit dem Krankheitsbild von großer Bedeutung für die Akzeptanz in der Gesellschaft ist, hat sie sich – als passionierte Radfahrerin – der Tour angeschlossen, in diesem Jahr zum ersten Mal. „Auch der Austausch mit den anderen Betroffen tut mir gut.“ Und wie sollten sich Angehörige und Freunde verhalten, wenn sie eine Veränderunge bei einem nahestehenden Menschen bemerken? „Nachfragen. Ob der- oder diejenige dann darauf eingehen möchte, bleibt ihm beziehungsweise ihr überlassen“, sagt Sigrid. Und eines steht auch für Ralf fest: „Mit Bagatellisieren und Schweigen kann es nicht besser werden.“

 

Fakten zur MUT-TOUR 2023
  • Start: Samstag, 25. Mai, Weimar / Ziel: Samstag, 10. September, Oldenburg
  • Gesamtstrecke: 3.800 Kilometer, bundesweit 13 Etappen à 4 bis 10 Tage
  • 11 Tandemteams und 2 Wanderteams mit Pferdebegleitung; insgesamt rund 50 Teilnehmer, verteilt auf 13 Etappenteams, die täglich circa 55 km mit dem Tandem fahren, beziehungsweise etwa 15 Kilometer wandern.
  • Trägerverein: Mut fördern e.V.

Insgesamt 3,5 Monate sind die Teams vom 25. Mai bis zum 10. September zu Fuß in Pferdebegleitung und auf Fahrrad-Tandems unterwegs. Durch Gespräche und Öffentlichkeitsarbeit während der gesamten Tour bauen die Mitwirkenden Berührungsängste und Vorurteile in der Bevölkerung ab. Sie berichten von den Erfahrungen mit der eigenen Erkrankung und suchen den offenen Austausch über die Bedürfnisse von Betroffenen und Angehörigen. Dabei erfahren sie – weit über die Dauer der Etappenphase hinaus – ein Gemeinschaftsgefühl, das sie auch in ihrem weiteren Alltag nachhaltig stützt.

Die MUT-TOUR 2023 wird finanziert durch DAK, BARMER, Deutsche Rentenversicherung, Landschaftsverband Rheinland (LVR), Kaempgen-Stiftung, VINCI-Stiftung und Aktion Mensch. Mit der Deutschen DepressionsLiga e.V., Stiftung Deutsche Depressionshilfe, dem Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V., dem ADFC e.V., Deutsches Bündnis gegen Depression sowie der Deutsche Angst-Selbsthilfe e.V. arbeitet die MUT-TOUR partnerschaftlich zusammen.

Viele Infos und Anlaufstellen findet Ihr unter

www.mut-tour.de

www.mut-foerdern.de

www.mut-atlas.de

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