Grün ist die Farbe meiner finanziellen Hoffnung

Katja Schneider ist Journalistin und vogelfreie Autorin und schreibt in ihren Kolumnen am liebsten über skurrile Alltagsmomente als Frau und das Leben, das sie selbst nicht so ganz versteht. Ach ja, nebenbei erzieht sie noch zwei pubertierende Töchter und unterhält mit ihrem Blog katjas_notizen ihre wachsende Fan-Gemeinde auf Instagram. Außerdem setzt sie mit ihren Kolumnen Mode- und Lifestyle-Trends.

katjasnotizenVorsicht, ich bin seit Tagen leicht gereizt. Das ist ­leider immer so bei mir, wenn das Jahr zu Ende geht und mich plötzlich Panik befällt, dass mein Geld nie und nimmer bis an mein Lebens­ende ­reichen wird. Ach, was sage ich, wenn ich so weitermache, reicht es nicht mal bis zum neuen Jahr. Vor ein paar Tagen zog ich Bilanz und stellte fest: Ich gebe mehr aus als ich ein­nehme. Was für eine Erkenntnis! Wer jetzt denkt, na, die Frau ­Schneider hat wohl auch nichts Wichtigeres zu tun als zu shoppen, dem sage ich: Stimmt, aber ich kann doch nichts dafür. Als ­alleinerziehende Mutter zweier Töchter, pardon, ­pubertierender Teenager muss ich das eeecht nicht näher erklären, oder? 

Auf dem Online-Konto meiner Bank sehe ich täglich, woher mein Geld kommt und wohin es ­wieder fließt. Das Erstaunliche ist, dass sich die grünen und roten Ziffern beinahe auf den Cent gleichen. Weswegen ich ständig das miese Gefühl habe, nichts zu haben. Selbst dann nicht, wenn ich mit einem Blick in meinen Kleiderschrank fest­stelle, dass ich sehr viele, öhm, Pullis, Röcke, Schuhe und Handtaschen besitze. 

Vielleicht sollte ich einen persönlichen Controller für meinen Privathaushalt engagieren. Wie damals vor 25 Jahren, als mir meine Mutter zum Einzug in meine Studentenbude ein aushaltsbüchlein schenkte mit der Widmung: „Damit du lernst, besser zu wirtschaften!!!“ Sie setzte wirklich drei Ausrufe­zeichen dahinter. Vermutlich, um bei diesem ernsthaften ­Finanzthema einen strengeren Ton anzuschlagen. Ich könnte heulen, wenn ich daran zurückdenke. Nicht nur, weil es mich so rührt, sondern weil ich offenbar immer noch das finanzielle Geschick einer mittellosen Studentin habe.

Im Internet googelte ich neulich nach einer vielversprechenden Haushaltsbuch-App. Sie heißt „Daily Budget Pro“ und kostet 4,99 Euro. Ich grübelte lange, ob ich das Geld lieber sparen und meine Ausgaben besser in ein Notizheft ­kritzeln sollte. Aber nein, das ist nicht das­selbe. Die App rechnet mir nämlich automatisch aus, was ich täglich ausgeben darf. Angeblich soll das meinen Ehrgeiz an­heizen, meine finanzielle Schieflage in den Griff zu ­bekommen. Von „Was ­kostet das? Ach, wurscht!“ hin zu „Vielleicht doch lieber den billigen Naturquark statt den dreimal so teuren Sojajoghurt?“ 

Einen viel alltagstauglicheren Ratschlag fand ich allerdings in der Feng-Shui-­Lehre: Demnach beeinflusst auch die ­Farbe des Portemonnaies den persönlichen Wohlstand. Eine ­schwarze Lederbörse gilt als die beste Farbe für eine Brief­tasche, weil sie hilft, Reichtum anzuziehen. Grün wiederum steht für Wachstum und würde ­meine Ein­kommenschancen erhöhen. Jetzt stecke ich in der Zwickmühle, denn meine Geldbörse ist blau. ­Schätze, ich muss dringend erstmal los und ein ­neues Portemonnaie kaufen. Es soll da ein sehr hübsches Modell von Céline geben. ­Hoffentlich in Grün oder meinetwegen in Schwarz.

Von Katja Schneider
Fotos: Katja Schneider; Adobe Stock © VadimGuzhva

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