Natürliche Kunst aus Holz

Buntes Furnierholz liegt in langen Bahnen auf dem Boden, eine Zeichnung für das nächste Wandbild auf dem Schreibtisch. Anne Weber sitzt auf dem Sofa, vor ihr ein außergewöhnlicher Tisch mit sehr raffiniertem, symmetrischem Muster. Hunderte von kleinen Dreiecken ergeben ein harmonisches Bild aus Holz. „Der Sterntisch war meine allererste Intarsienarbeit“, erzählt die Kunsttischlerin aus Biedenkopf.

channahFast ein halbes Jahr hat sie an diesem Projekt gearbeitet, die verschiedenen Holzfurniere geschnitten und zusammengefügt. Bei der Entwicklung ihrer Intarsien findet jedes Furnier und jede Farbe einen individuellen Platz, der dann das Gesamt-Bild bestimmt. Sie hat ein außerordentliches Gespür für die kleinsten Details, für Farben, Muster und Formen.

Neben den Einzelstücken aus Holz und Intarsienbildern, fällt der Blick im Wohnzimmer auf drei Bilder in rötlichen und braunen Farben. Für die 27-Jährige eine Erinnerung an Australien, wo sie die Kunst der Aborigines kennenlernte, drei Monate bei einem Stamm  in der Nähe von Darwin lebte und mit den Einheimischen arbeitete. Ihre Zeit dort inspirierte sie auch, mit Holz zu arbeiten. „Dort habe ich gelernt, wie die traditionellen Bilder aus Rinde angefertigt werden, wie man die natürlichen Farben herstellt und malt.“

channah2Die Kunst der Aborigines zeichnet sich durch ihre natürlichen Farbtöne aus – Erdfarben aus Wurzeln, Asche und Kohle. Diese Technik inspirierte Anne sehr und prägte auch ihren eigenen Stil. „Nicht nur die Farbe hat einen natürlichen Ursprung. Die Bilder der  Aborigines haben einen spirituellen Hintergrund, sie erzählen eine Geschichte oder von den traditionellen Bräuchen der Einwohner. Für mich war es eine sehr intensive und spannende Zeit, die mir gezeigt hat, dass man wirklich etwas Bewegendes mit Kunst ausdrücken kann.“

Wieder zurück in Biedenkopf entschied sich Anne für ein Praktikum in einer Tischlerei im Hinterland. „Ich wollte ausprobieren, ob eine handwerkliche Tätigkeit wirklich das ist, was ich machen möchte.“ Nur wenige Monate später begann sie dann eine Ausbildung  zur Tischlerin bei einem Möbelhersteller im Salzburger Land.

 Bereits während der Lehre wollte sie ihren eigenen Stil finden und ließ sich auch ältere Techniken wie Schnitzen und Drechseln beibringen. „Es ist die spielerische Arbeit mit Holz als natürlichem Material, die mich besonders begeistert.“ Kein Wunder also, dass sich die 27-Jährige in ihrer Lehrzeit am liebsten mit Sonderanfertigungen beschäftigt hat: „Ausgefallene Stücke reizen mich mehr als Möbel von der Stange.“

Ausgefallen sind auch ihre eigenen Holzarbeiten, ihr Gesellenstück ein echtes Kunstwerk. Die Kommode aus Nuss und Ahorn, kleinteilig verzapft, mit Schubladen und Fächern zum Herausnehmen, steht heute in ihrer Wohnung in Biedenkopf, wo sie seit fast  einem Jahr mit ihrem Freund Falk lebt. Seit April 2018 ist Anne Weber als Kunsttischlerin selbstständig. „Für einen kreativen Beruf wie meinen, ist es besser, wenn ich mir meine Arbeit selbst einteilen kann. Das schafft mehr Freiraum kreativ zu sein“, erzählt sie. Neben der Wohnung hat sie eine kleine Werkstatt. Dort ist ihr kreativer Raum, dort entstehen ihre kunstvollen Holzmöbel und Intarsien, dort verliert sie sich manchmal in ihrer Arbeit.

Warum hast du dich für eine handwerkliche Ausbildung entschieden?

„Ich liebe die Arbeit mit Holz. Es ist ein natürlicher und sehr wandelbarer Rohstoff. Ein Studium kam für mich nicht in Frage, ich wollte etwas bauen und selbst kreieren. Das Handwerk hat mich außerdem sehr selbstständig gemacht. Ich kann viele Sachen alleine  reparieren. Das ist es auch, was ich an meinem Job liebe.“

 

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Warst du schon immer ein sehr genauer Mensch?

„Durch meine Arbeit bin ich noch viel genauer geworden – und geduldiger. Manchmal schneidet man ein Furnier fünf Mal bis die Maße auf einen Zehntel Millimeter genau abgemessen sind.“

Was ist dein Lieblingsholz?

„Ich bevorzuge exotische Hölzer, Wurzelmaser oder afrikanische Hölzer. Europäisches Holz ist dagegen etwas langweilig (lacht).“

Woher kommt deine Kreativität für deine Holzobjekte und Bilder?

„Inspiriert werde ich oft auf Reisen. Die kunstvollen und fi ligranen Mosaike in den Marienkirchen in Venedig weckten zum Beispiel meine Begeisterung für Intarsien. Wieder zurück zuhause bestellte ich direkt eine Kiste mit Furnier und fing an zu schneiden.“

DIY-Kurse mit Anne Weber

Ab sofort bietet die Kunsttischlerin auch Do-It-Yourself-Workshops im Heimwerken, vor allem für interessierte Frauen, an. Planen, bauen, sägen und leimen: Anne Weber erklärt den Teilnehmerinnen die handwerklichen Grundlagen im Umgang mit Holz. Sie wollten schon immer mal ein kleines Regal, ein Kräutertreppchen oder eine Schmuckschatulle aus Holz selbst bauen? Gemeinsam mit Anne Weber bieten wir Ihnen die Möglichkeit:

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Fotos: Katharina Cegledi, Carolin Acker, Anne Weber

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