Kolumne: Traumjob? Träum weiter!

Und was willst Du später mal werden, wenn Du groß bist? fragt eine Verwandte meinen sechsjährigen Sohn auf Schwiegermutters 70. Geburtstag. “Rockstar” oder “Fußballprofi ” gibt er selbstbewusst zurück und wundert sich, warum er mit seinen Zukunftsplänen für allgemeine Erheiterung am Tisch sorgt.

RockstarTatsächlich sehe ich es nicht als meine Aufgabe an, ihn in so jungen Jahren schon zu desillusionieren. Ich bin sicher,  das erledigt die Schule für mich. Oder spätestens der Berufsberater. Denn, sind wir mal ehrlich: Kaum einer übt doch heute den Job seiner Kindheitsträume aus, oder? Eine Tatsache, die mich speziell in Hinblick  auf die Rockstarpläne meines Sohnes (ich sage nur Sex, Drugs und Rock’n’Roll) einerseits beruhigt, andererseits betrübt. Weil das Leben eigentlich zu kurz ist, um eine Tätigkeit auszuüben, die im besten Falle nur  "ganz ok” ist.

So gesehen habe ich Glück. Ich mag meine Arbeit und bin fest davon überzeugt, dass sie meinen Talenten und Fähigkeiten entspricht. Aber ob es der Job meiner Träume ist? Gute Frage! Mithilfe eines Jobcoaches  komme ich der Wahrheit nach nur drei Sitzungen näher. “Sie müssen sich wieder erlauben zu träumen” erklärt sie mir. “Wenn alles möglich ist, was würden Sie dann am liebsten tun?”, fragt sie mich. Neugierig mache ich mich zuhause gleich ans Werk. Doch was folgt, ist Stille. Hallo, Du sollst jetzt träumen, ermahne ich mein Unterbewusstsein. Aber es tut sich nichts. Keine Wunschvorstellung, die mein Herz vor Begeisterung höher hüpfen lässt und erst recht keine schillernde Vision meiner zukünftigen, berufl ichen Erfolge. Stattdessen: Leere.

Kann man träumen verlernen? Google weiß mehr und macht mich auf einen Artikel aufmerksam, in dem steht, dass Kinder (aber auch Erwachsene) sich vor allem dann ihren Tagträumen hingeben, wenn ihnen langweilig ist. Gut, langweilig war mir zuletzt irgendwann in den 90ern. Seither ist Langeweile ein Wort, das in meiner Realität als berufstätige Mutter nicht existiert. So geht es den meisten Erwachsenen. Durch  Stress, Druck und der Möglichkeit, uns jederzeit mediale Ablenkung zu verschaffen, blickt kaum noch einer verträumt aus dem Fenster und fantasiert sich in andere Welten. Was mir bisher jedoch nicht bewusst war: Jeder Mensch durchlebt am Tag ganz automatisch bis zu 2.000 tagtraumartige Episoden. Es reicht also, wenn ich lerne, meine Tagträume bewusster wahrzunehmen.

So wie kürzlich im ICE Richtung Köln: Müde starre ich aus dem Fenster und plötzlich ist er da. Der Gedanke, der mein Herz zum Hüpfen bringt. Die Idee, wie ich meinen Job noch sinnstiftender und erfüllender  gestalten kann, um meinem Traumjob näher zu kommen. Bis es soweit ist, träume ich einfach noch ein bisschen weiter.

NentwigNadine Nentwig berichtet in ihrer Kolumne darüber, mit welchen Herausforderungen man als berufstätige Frau (und engagierte Zweifachmama) tagtäglich zu kämpfen hat. Erfahrungen aus dem Joballtag hat sie dafür genug, denn sie war fünf Jahre lang Inhaberin und Geschäftsführerin einer Fashion PR Agentur, mit der sie einst kläglich scheiterte. Seither arbeitet sie freiberu ich als Autorin. In ihrem Ratgeber „Kluge Frauen scheitern anders“ gibt sie Tipps, rund um das Thema Selbstständigkeit, Scheitern und wieder Aufstehen.

Fotos: privat

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